Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte vor einigen Tagen in einem Interview mit der Zeitung El País einen Kurswechsel Spaniens im Umgang mit dem Coronavirus an. Er sagte, es sei in absehbarer Zeit nötig, dieses Virus wie eine “normale Grippe” zu behandeln, denn durch die weitgehende Immunisierung der Bevölkerung sei die Lage weitaus weniger gefährlich als noch vor einem Jahr. Der Regierungschef plant, Covid-19 in naher Zukunft nur noch als eine “weitere Atemwegserkrankung” anzusehen, so Sánchez wörtlich. Laut seinen Aussagen arbeiten die spanischen Gesundheitsbehörden bereits seit Sommer 2021 an diesem Übergang und planen zudem, die landesweite Überwachung von Infektionen mit Covid-19 schrittweise aufzugeben. Das “neue System”, so Sánchez, werde darauf basieren, Corona-Infektionen “ähnlich wie normale Grippeinfektionen” zu überwachen. So sollen künftig Daten von Gesundheitszentren und Krankenhäusern herangezogen werden, um daraus dann statistisch die Lage zu errechnen. Denn bereits in der aktuellen sechsten “Omikron”-Welle sei eine Nachverfolgung von Infektionen logistisch schon nicht mehr machbar, so Sánchez weiter.
Nun legte Spaniens Gesundheitsministerin Carolina Darias nach. Auch sie sprach sich für einen anderen Umgang mit Covid-19 aus. Darias vertrat die Auffassung, dass sich die jetzige Situation sehr klar von den vorherigen unterscheide. Das liege zum einen an der hohen Impfquote Spaniens aber auch an der mittlerweile vorherrschenden Omikron-Variante, die zu weitaus weniger schweren Verläufen führt. Auch laut Darias gibt es bereits Gespräche mit anderen EU-Regierungen über dieses Thema. Darias verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Lage der Krankenhäuser. So seien in der zweiten Dezemberhälfte nur rund 2 Prozent aller Infektionsfälle in Spanien so schwer gewesen, dass eine Krankenhauseinlieferung notwendig wurde.
Es könnte also durchaus ein Kurswechsel der Politik in Spanien bevorstehen. Sowohl Sánchez als auch Darias betonen, man müsse lernen, mit dem Virus zu leben. Ähnlich äußerte sich auch bereits mehrfach der Präsident der Valencianischen Gemeinschaft, Ximo Puig, der zudem auch eine weitere Verschärfung der Maßnahmen über die bereits bestehenden hinaus strikt ablehnt. Puig vertritt die Auffassung, dass es jetzt “noch nicht die Zeit” ist, Covid-19 wie eine Grippe anzusehen, es aber “bald” anstehe, diese Diskussion zu führen.
Spürbare Lockerungen der Restriktionen sind allerdings wohl vor Ende der aktuell sechsten Welle (Omikron) nicht zu erwarten. Experten prognostizieren den Höhepunkt dieser Welle zwischen Mitte und Ende Januar 2022. In Ländern wie Südafrika oder auch England fielen nach Erreichen des Höchststandes die Infektionszahlen fast genauso schnell, wie sie angestiegen waren, und auch die Hospitalisierungsraten waren weitaus niedriger als in vorherigen Wellen. Dies lässt hoffen, dass dieses Szenario auch in Spanien bald eintreten wird.
Bitte um aktuelle Informationen, wie diese. Danke vielmals.
Christa Althaus.